Der Anteil der Briefwähler stieg in den letzten Jahren stetig. Bei der letzten Landtagswahl in Baden-Württemberg machte schon ein Fünftel der Wähler (21 %) von der Stimmabgabe per Brief Gebrauch. Das zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage. Dieser Anteil steigt unter Corona-Bedingungen 2021 noch einmal an. Ein Drittel (34 %) der bis zum 7. März in Baden-Württemberg befragten Wahlberechtigten gibt an, die Stimme bereits per Briefwahl abgegeben zu haben. Weitere 14 Prozent wollen noch per Briefwahl wählen. Im Wahllokal wollen 35 Prozent ihre Stimme abgeben; 17 Prozent sind sich noch nicht sicher, wie sie abstimmen wollen.
Großes Interesse an der Landtagswahl
Das Interesse an der Landtagswahl ist trotz der den Alltag der Menschen dominierenden Corona-Krise groß: 70 Prozent der Wahlberechtigten im „Ländle“ sagen, sie interessieren sich stark für die kommende Wahl zum Landtag. Dabei ist das Interesse an der Wahl bei den jungen (18- bis 29-jährigen) und den älteren (über 60-jährigen) Wahlberechtigten mit jeweils 73 Prozent noch etwas größer als bei den mittleren Altersgruppen mit 65 bzw. 68 Prozent. Allerdings bedeutet das nicht, dass viele junge Wahlberechtigte trotz ihres Interesses an der Wahl auch an der Wahl teilnehmen. Bei den oberen Bildungsschichten ist das Interesse mit 74 Prozent größer als bei den Absolventen der Haupt- oder Realschule.
Der „Kretschmann-Sog“
Ein idealer Ministerpräsident sollte nach der Meinung von über 90 Prozent der Wahlberechtigten in Baden-Württemberg vertrauenswürdig sein, ein gutes Konzept für die Zukunft des Landes haben sowie tatkräftig und entscheidungsfreudig sein. 81 Prozent wünschen sich, dass er auch bürgernah, 75 Prozent, dass er zudem menschlich sympathisch ist.
Winfried Kretschmann kommt dem Profil des idealen Ministerpräsidenten deutlich näher als die Spitzenkandidaten der CDU und SPD. Ihn halten 74 Prozent aller Wahlberechtigten für menschlich sympathisch und vertrauenswürdig, 70 Prozent für bürgernah und 58 Prozent für tatkräftig und entscheidungsfreudig. Dass er ein gutes Konzept für die Zukunft des Landes hat, glauben mit 44 Prozent etwas weniger Befragte. Die Wahlberechtigten, die bei der Landtagswahl den Grünen ihre Stimme geben wollen, beurteilen Kretschmann geradezu euphorisch: Über 90 Prozent halten ihn für sympathisch und vertrauenswürdig und zwischen 77 und 86 Prozent meinen, er sei bürgernah, tatkräftig und entscheidungsfreudig und glauben, er habe auch ein gutes Konzept für die Zukunft des Landes.
Susanne Eisenmann ordnen drei der fünf Eigenschaften weniger als 20 Prozent der Wahlberechtigten zu (Kompetenz: 17 %, Bürgernähe: 17 %, Sympathie: 14 %). Etwas mehr der Befragten (35 %) glauben, dass sie tatkräftig und entscheidungsfreudig sei. Ihr Profil bei den Wählern der CDU bei der Bundestagswahl 2017 ist deutlich schwächer als das bei den CDU-Anhängern, die ihre Stimme auch bei der Landtagswahl wieder der CDU geben wollen. Doch auch von den der CDU aktuell verbliebenen Anhängern halten Eisenmann wenige (30 bzw. 31 %) für sympathisch oder bürgernah.
Das Profil von Andreas Stoch ist ebenfalls deutlich schwächer als das von Winfried Kretschmann, aber etwas besser als das von Susanne Eisenmann. Ihn halten 36 Prozent der Befragten für vertrauenswürdig, 22 Prozent für kompetent, 29 Prozent für tatkräftig, 28 Prozent für bürgernah sowie 34 Prozent für sympathisch.
Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement in der Corona-Pandemie
Das Krisenmanagement von Kretschmann in der Corona-Pandemie wird auch deutlich besser bewertet als das von Eisenmann: 48 Prozent aller Wahlberechtigten sind mit seinem Corona-Management zufrieden. Mit Eisenmanns Corona-Management sind nur 12 Prozent zufrieden, 65 Prozent aber nicht zufrieden. Selbst von den Anhängern der CDU sind mit Kretschmanns Arbeit in der Corona-Krise deutlich mehr zufrieden (56 %) als mit der Arbeit von Eisenmann (28 %).
Bewertung der Arbeit der Parteien in Baden-Württemberg
Von der überaus positiven Beurteilung von Winfried Kretschmann profitiert auch die grüne Partei. Sie ist die einzige Partei, deren Arbeit mit 50 Prozent deutlich mehr Wahlberechtigte ein positives Urteil als ein negatives (23 %) geben.
Einschätzung der politischen Kompetenz der Parteien in Baden-Württemberg und in Deutschland insgesamt
Die Wahlberechtigen in Baden-Württemberg beurteilen die politische Kompetenz der CDU und der Grünen auf Landes- und Bundesebene unterschiedlich. So meinen 39 Prozent, die Grünen sei die Partei, die mit den Problemen in Baden-Württemberg am besten fertig werde. Von den Grünen auf Bundesebene meinen das hingegen nur 10 Prozent. Umgekehrt ist es bei der CDU: Während 40 Prozent der CDU auf Bundesebene politische Kompetenz zubilligen, trauen nur 19 Prozent der CDU im Land zu, die Probleme in Baden-Württemberg bewältigen zu können.
Für die Wahlentscheidung wichtiger: Landes- oder Bundespolitik?
13 Prozent der Wahlberechtigten in Baden-Württemberg geben an, dass für ihre Wahlentscheidung bei der Landtagswahl die Politik auf Bundesebene wichtiger sei als die Politik auf Landesebene. Mehrheitlich ist nur für die Anhänger der AfD bei der Wahlentscheidung die Politik auf Bundesebene wichtiger als oder ebenso wichtig wie die Landespolitik. Die Dominanz der Landespolitik bei den Meinungsbildungsprozessen im Hinblick auf die Wahlentscheidung bei der Landtagswahl zeigt sich auch darin, dass noch nicht einmal die Hälfte der CDU-Wähler bei der Bundestagswahl 2017 (42 %) bei der Landtagswahl der CDU die Stimme geben will. Ein Viertel der 2017er CDU-Wähler (26 %) will bei der Landtagswahl „grün“ wählen.
Die Meldungen sind mit der Quellenangabe forsa / RTL/ntv frei zur Veröffentlichung. Datenbasis: 3.874 vom 22. Februar bis 7. März in Baden-Württemberg vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim (Prof. Frank Brettschneider) befragte Wahlberechtigte.