Die aktuell rasant steigenden Fallzahlen zeigten, dass die Coronavirus-Pandemie nicht mehr „ausschließlich im Rahmen einer Kontaktnachverfolgung“ einzudämmen sei, heißt es in dem Papier. Konkret fordern die Unterzeichner aus Wissen- und Ärzteschaft ein bundesweit einheitliches Ampelsystem, anhand dessen sich die Lage auf einen Blick erkennen und bewerten lässt. Dieses soll sich nicht allein auf die Kennzahl der Neuinfektion in den vergangenen 7 Tagen pro 100.000 Einwohner beschränken, sondern auf „alle relevanten Kennzahlen, wie Infektionszahlen, Anzahl der durchgeführten Tests, stationäre und intensivmedizinische Behandlungskapazitäten“.
Anhand des Ampelsystems könnten Bund und Länder „dann klar kommunizieren, wie die aktuelle Situation aussieht, mit welchen Entwicklungen zu rechnen ist und mit welchen Maßnahmen darauf reagiert werden sollte“. Außerdem könnten die Gefährdungslage von Risikogruppen und eine mögliche Überlastung des Gesundheitswesens so frühzeitig identifiziert werden, heißt es.
Der Schutz von Risikopatienten müsse insgesamt oberste Priorität haben. Daher schlagen die Wissenschaftler als weitere Präventionsmaßnahmen unter anderem vor, den Zugang zu Senioren- und Pflegeheimen sowie Krankenhäusern nur noch nach einem negativen Antigen-Schnelltest zu erlauben und das Personal regelmäßig zu testen.
Um die Pandemie zu bekämpfen, brauche es dennoch vor allem die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, mitzuarbeiten. Um dieses Ziel zu erreichen, sei eine wichtige Strategie, auf Gebote anstatt Verbote zu setzen. Statt der Verbreitung von Angst und Panik, solle den Menschen Hoffnung und Mut gemacht, ihnen Alternativen aufgezeigt werden. „Sobald sich Verordnungen als widersprüchlich, unlogisch und damit für den Einzelnen als nicht nachvollziehbar darstellen oder von Gerichten außer Kraft gesetzt werden, bekommen wir ein Akzeptanz- und Glaubwürdigkeitsproblem“, heißt es.
Lockdowns, wie sie im morgigen Treffen von Bund und Ländern durchaus diskutiert werden sollen, seien aus Sicht der Wissenschaftler nicht die richtige Antwort, da bereits jetzt ganze Wirtschaftszweige vor dem Abgrund stünden, die soziale Ungleichheit wachse und wichtige medizinische Behandlungen ausgelassen würden. Der Rückgang der Fallzahlen, so heißt es, sei „politisch zwar eine dringende Aufgabe, aber nicht um jeden Preis.“
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