Mario Barth & Jürgen Vogel über ihre neue Show "Du musst Dich entscheiden" am 12.5., 20:15 Uhr

Schubladendenken gehört auf den Sperrmüll

Was ist das lustigste Vorurteil, das Sie kennen und gibt es auch Vorurteile über Sie, die sie sofort entkräften können? 

Mario Barth: „Das lustigste Vorurteil, was ich kenne, ist, dass Frauen nicht einparken können. Das ist absolut albern. Es gibt mittlerweile 360-Grad-Kameras zur Kontrolle, daher ist dieses Vorurteil längst überholt.

Eines der bekanntesten Vorurteile über mich ist, dass mein Programm frauenfeindlich ist. Dabei habe ich mehr weibliche als männliche Fans. Über 70 Prozent der Tickets meiner Liveshows werden von Frauen gekauft. 62 Prozent meiner Follower in den Sozialen Medien sind weiblich. Meine Fernsehshows haben mehr weibliche als männliche Zuschauer. Wenn man darauf beharren würde, dass das, was ich mache, frauenfeindlich ist, würde man den Frauen, die in mein Programm kommen, unterstellen sie wären blöd. Das wiederum wäre frauenfeindlich. Jeder der behauptet, mein Programm sei frauenfeindlich, ist eigentlich frauenfeindlich.“ 

Jürgen Vogel: „Das überholteste Klischee für mich ist zu sagen, dass man nicht attraktiv sei, wenn man keine Haare hat. Warum? Ich bin das beste Gegenbeispiel!“ 

Wo mussten Sie in der Vergangenheit umdenken? 

Mario Barth: „Es gab mal eine Zeit, in der es hieß, die Jugend sei träge, interessenslos und denke nur an sich selbst. Deutschland würde verblöden und eigentlich würde die Jugend nichts auf die Reihe kriegen. Ich habe mich auch dabei ertappt. Dann habe ich mich mit Jugendlichen getroffen und gesehen, wie intelligent die sind. Wir verstehen sie nur manchmal nicht, genauso wie unsere Eltern uns damals nicht verstanden haben. „TikTok“, „Snapchat“ und „Instagram“, das verstehen viele nicht: Wie kann einer zwei Millionen Follower haben, wenn er einfach nur 30 Sekunden hin und her tanzt? Wenn man sich damit wirklich befasst, dann merkt man, was die Jugendlichen da leisten, wie intelligent und pfiffig die sind. Das sind coole Typen! Junge Leute, die kreativ sind und einfach mal was machen. Wir haben uns Jahre lang darüber beschwert, dass keiner mehr den Arsch hochkriegt und sich für nichts mehr einsetzt. Dann kam „Fridays for future“ und es war auch wieder falsch. Ich aber finde das großartig und ja, da musste ich umdenken. Das hat mich auf alle Fälle bereichert. Das Vorurteil, das unsere Jugend nichts auf die Reihe kriegt, ist Quatsch.“

Jürgen Vogel: „Man muss ständig umdenken. Man hat den ganzen Tag irgendwelche Klischees im Kopf und dann merkt man, dass die gar nicht stimmen. Die besten Blondinenwitze, die ich gehört habe, habe ich von blonden Frauen bekommen.“ 

Was meinen Sie, woher kommt dieses Klischee-Denken? 

Mario Barth: „Ein Klischee ist immer erst dann ein Klischee, wenn es abgedroschen ist, weil es viele wiederholen. Wie zum Beispiel damals der Mantafahrer, der als ein bisschen blöd galt. Es gab einfach eine Menge Mantafahrer, die augenscheinlich relativ doof waren oder sich zumindest so verhalten haben. Das wurde zu einem Witz, bis dieser totgeritten war und er zu einem Klischee wurde. Klischee-Denken kommt durch die Erziehung, eigene Erfahrungen, Dinge, die wir in den Medien, im Internet, im Radio und im Fernsehen hören und sehen. Dadurch denken wir oft in Klischees, auch, weil es einfach ist. In Klischees steckt nicht immer die Wahrheit, aber oft treffen sie zu.“ 

Jürgen Vogel: „Als Schauspieler spielen wir auch mit Klischees, weil wir uns Sachen abgucken und diese wiederum widerspiegeln. Man darf Menschen aufgrund von bestimmten Verhaltensweisen nicht zwingend so beurteilen bzw. einschätzen, sondern differenzieren. Die Vereinfachung dieser Klischees und Vorurteile sind ein Fehler und da fallen wir jeden Tag drauf rein. Deshalb ist die Sendung auch so lustig, weil sie genau damit spielt.“ 

Kann ein Vorurteil auch positiv sein? 

Mario Barth: „Grundsätzlich ist das Wort Vorurteil negativ behaftet. Ich fälle ein Urteil schon im Vorfeld ohne, dass ich alle Fakten und Hintergründe kenne. Wenn wir politisch korrekt sein wollen, dann sollte man sich immer alle Beteiligten anhören und die ganze Situation betrachten. Oft ist es aber so, dass man keine Zeit dazu hat. In manchen Situationen muss man schnell reagieren. Dann bin ich mit Vorurteilen behaftet und tue möglicherweise jemandem damit unrecht. Genau solchen Sachen fühlen wir bei „DU MUSST DICH ENTSCHEIDEN“ auf den Zahn.“

Jürgen Vogel: „Vorurteile, Klischees, das ist etwas womit wir alle spielen. In der Comedy Branche ist das besonders stark vertreten. Mario macht das auch. Man arbeitet mit Klischees, die Leute lachen, weil sie diese kennen. Das sind Dinge, die sich ganz oft wiederholen und natürlich bezieht sich das nicht auf jeden aber auf eine bestimmte Gruppe und genau die will man ansprechen. Ich glaube hier sind wir ein bisschen breiter aufgestellt, weil wir jetzt in der Sendung Leute vorstellen, die wir überhaupt nicht kennen und rausfinden müssen, was sie für Fähigkeiten besitzen. Wir müssen unser eigenes Klischee- Denken hinterfragen und tappen dabei gelegentlich in Fallen. Wir versuchen umzudenken, das ganze aufzubrechen und auch mal gegensätzlich zu handeln. Das finde ich sehr spannend, weil das wiederum jeden interessieren könnte.“ 

Sie sind nicht nur Kollegen, sondern seit Jahren auch gut befreundet. Welche Klischees würden Ihnen zu dem jeweils anderen einfallen und welche würden Sie vielleicht auch direkt widerlegen?  

Mario Barth: „Ich glaube, das bekannteste Klischee über Jürgen Vogel ist, dass er ein ganz harter Hund ist. Er würde nichts anbrennen lassen, er ist ein Schauspieler, zutätowiert, den ganzen Tag besoffen, Attacke, Zahnlücke, scheiß drauf, weißt du? Aber das ist er gar nicht! Ich darf nicht zu viel verraten, da wir privat befreundet sind. Privates bleibt privat. Er ist ein geiler Typ! Er ist liebevoll sowie empathisch und sucht eher die Lösung als das Problem. Ich arbeite gerne mit ihm. Er hat schon in meinem Film „Männersache“ mitgespielt und wir waren zusammen bei dem einen oder anderen TV-Format. Bei „DU MUSST DICH ENTSCHEIDEN“ stehen wir zum ersten Mal gemeinsam für eine eigene Sendung vor der Kamera.“ 

Jürgen Vogel: „Viele Leute haben schon ein bestimmtes Bild von Mario. Wenn ich erzähle, dass ich mit Mario befreundet bin und, dass ich ihn gerne mag, dann gibt es immer Leute, die seine Witze nicht so lustig finden. Das ist Geschmackssache. Viele sagen, dass er frauenfeindlich sei, aber habt ihr mal drauf geachtet, wie er sich selbst auf die Schippe nimmt? Was er für Fratzen macht, wenn er sich selbst darstellt? Oder sich mit blöden Fragen und Rollenspielen mit seiner imaginären Frau selbst auf die Schippe nimmt? Wie er uns Männer darstellt? Manchmal macht er sich lustig über Frauen oder über Männer. Das finde ich im Comedy Bereich legitim!“ 

Comedians sind immer lustige Bespaßer, die sich mit ernsten Themen nicht auseinandersetzen wollen/können. Wie sehr trifft dieses Vorurteil zu? 

Mario Barth: „Was ist denn das für ein Vorurteil? Das kannte ich noch gar nicht! Natürlich setzen wir uns mit ernsten Themen auseinander! Ich kann zwar nur von mir sprechen, jedoch gibt es viele andere Kollegen, die das auch machen. Besonders in meiner Sendung „Mario Barth deckt auf“ setze ich mich mit ernsten Themen auseinander, z.B. wenn ich mir die Schulsituation in Berlin angucke. Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt, doch unsere Kinder sitzen in den Schulen in Schimmelräumen. Das ist erschreckend und darauf weise ich hin. Es ist ein sehr wichtiges Thema. Daher ist dieses Vorurteil völliger Quatsch.“ 

Wie bereitet man sich auf eine Show wie „DU MUSST DICH ENTSCHEIDEN“ vor? Kann man „umdenken“ üben? 

Jürgen Vogel: „Ich finde es besonders schwer sich vorzubereiten. Das ist wiederum das Schöne an dieser Sendung. Es ist so dass wir in der Situation spontan reagieren. Wir wissen weder etwas über die Kandidaten noch was sie können noch wissen wir über die Spiele Bescheid. Du kannst dich nicht darauf vorbereiten. Das macht es echt spannend.“