Kunst-Herbst 2020 bei ntv /

"Inside Art“: Wolfram Kons trifft den Hyperrealisten Gottfried Helnwein

Seine Bilder schockieren, weil er sichtbar macht, was viele lieber nicht sehen wollen: Gottfried Helnwein ist einer der bekanntesten, aber auch umstrittensten deutschsprachigen Künstler der Gegenwart.

In „Gottfried Helnwein – Kunst als Waffe“, der letzten von drei neuen exklusiven Dokumentationen über zeitgenössische Künstler im Kunst-Herbst 2020 bei ntv, am 22. November um 18.30 Uhr besucht ntv Kunstexperte Wolfram Kons den Weltstar des Hyperrealismus auf seinem Bilderbuch-Schloss in Tipperary, Irland. Er beobachtet ihn hautnah dabei, wie er den Pinsel ansetzt und wie er im Fotoshooting mit seiner Enkeltochter nichts dem Zufall überlässt.

Gottfried Helnwein wurde 1948 in Wien geboren, besuchte die Höhere Graphische Lehr- und Versuchsanstalt und studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Er bedient ein weites Feld künstlerischer Techniken: Neben Zeichnungen, Aquarell-, Acryl- sowie der Ölmalerei gehört auch die Fotografie zu seinem Repertoire. Außerdem schockierte er schon früh immer wieder mit blutigen Performance-Aktionen. Bekannt wurde Helnwein vor allem durch seine hyperrealistischen Bilder von verwundeten und bandagierten Kindern. Im Zentrum seines Schaffens stehen die Themen Verletzung, Gewalt, Schmerz und Tabuthemen nach dem Zweiten Weltkrieg, wie die Hintergründe des Nationalsozialismus. „Kunst ist für mich eine Waffe, mit der ich zurückschlagen kann“, sagt Helnwein.

Helnweins Leben wird durch zwei Pole bestimmt: Die Kunst und seine Familie. Mit dieser lebt er seit 1997 im Süden Irlands. Seit 2002 hat er darüber hinaus auch ein Atelier in Los Angeles. In „ntv Inside Art“ trifft Wolfram Kons den Wiener Virtuosen der Malerei exklusiv auf seinem Castle Gurteen de la Poer. Er erfährt unter anderem, warum Donald Duck für Helnwein ein Erlöser aus der Dunkelheit seiner tristen Kindheit war, warum bei ihm Enten niemals im Kochtopf landen, warum Helnwein mit Bäumen spricht und was hinter seinen Bildern steckt. „Meine Kunst ist keine Antwort. Es ist eine Frage“, sagt Helnwein über seine Arbeit. In seinem spektakulären Atelier zeigt er, an welchen Werken er momentan arbeitet. „Es ist faszinierend, diesem Mann bei der Arbeit zuzusehen. Er ist ein echter Meister der Malerei. Der Weltmeister des Hyperrealismus“, meint Wolfram Kons.

„Gottfried Helnwein – Kunst als Waffe“ wird am Samstag, den 28. November um 9.30 Uhr und am Sonntag, den 29. November um 14.05 Uhr bei ntv wiederholt.

Alle „ntv Inside Art“ Sendungen sind nach Ausstrahlung auch auf TVNOW abrufbar.

Gottfried Helnwein im Gespräch mit Wolfram Kons über Kunst und das Verhältnis von Künstlern zur Gesellschaft:

„Man muss immer Distanz haben zu der Gesellschaft und darf sich nicht zu sehr vereinnahmen lassen. Ich halte es für äußerst gefährlich für jede, für jeden Künstler, wenn er zu sehr von der Gesellschaft umarmt wird und, weil das meistens eine Todesumarmung ist.“

…dazu, warum er immer an mehreren Bildern gleichzeitig arbeitet, über Monate hinweg:  

„Das erlaubt mir Distanz zu gewinnen von dem Bild. Weil es kommt manchmal bei einer, wenn man so detailreich arbeitet und so nah dran ist kommt man zu einem toten Punkt, wo ich einfach nichts mehr sehe. Und wenn ich mich dann umdrehe und gehe zu einem anderen Bild, dann sehe ich das völlig neu.“ 

…dazu, wie er seine Art zu malen beschreiben würde: 

„Es ist extrem zeitaufwendig und nicht sehr rationell muss ich sagen, nicht ökonomisch, weil ich winzige Geflechte von winzigen Pinselstrichen übereinanderlege und wieder so viele Pinselstriche so zart, dass man kaum einen Unterschied sieht. Aber in der Summe ergibt das dann so ein vibrierendes Geflecht.“

…über seine Werke, die das sensible Thema Missbrauch von Kindern thematisieren:

„Ich habe viele gerichtsmedizinische Fotos gesehen von den Leichen der Kinder und das waren Bilder, die ich nicht mehr losgeworden bin und ich muss sagen, ich habe dann zu malen begonnen, aus diesem Grund. Also nicht aus ästhetischen Gründen und nicht so wie die meisten meiner Kollegen, weil sie unbedingt malen wollten, ich wollte überhaupt nicht malen, sondern weil ich gesehen hab, dass das die einzige Chance ist, die einzige Möglichkeit mich dem Thema zu nähern und darüber zu kommunizieren.“