Menowin - Mein Dämon und ich

Best-of-Interview mit Menowin und Senay Fröhlich

Menowin Fröhlich und seine Frau Senay sitzen nebeneinander auf der Couch in ihrem Wohnzimmer. Gespannt warten sie auf das, was ihnen gleich präsentiert wird: sämtliche Hoch- und Tiefpunkte ihrer Real-Life-Doku „Menowin - Mein Dämon und ich“: 

Der Prozess
Menowin: „Also ganz ehrlich: Welcher Vater möchte seinen Kindern schon sagen müssen: ‚Ich muss bald anderthalb Jahre ins Gefängnis.‘ Und da war ja noch mehr als Gefängnis. Es drohte mir ja nicht nur das Gefängnis, es drohte mir ja auch, fast zu sterben und nochmal eine komplette Umkehr meines Lebens. Es war ja alles zusammengepackt in einen Ball. Das sind Szenen, die mich noch mehr in meiner Geschichte, die ich gerade mache, bestärken. Dass einfach nie wieder dieser Dämon in mein Leben kommt. Der hat so viel Schaden angerichtet, der hat meine Kinder zum Weinen gebracht, ihr Herz zerrissen, Schmerz in meiner Frau, es hat nur Unheil über mein Leben gebracht. Ich werde den Ficker bald besiegen. Das könnt ihr mir glauben. Das erste Mal, dass ich wieder richtig aggressiv innerlich bin. Das erste Mal, dass ich richtig koche innerlich vor Wut. Es geht mir um mich oder das, was ich zugelassen habe. Es ist der Ärger auf mich selbst.“ 

Anwalt Eßer mit Menowin vor der Verhandlung
Menowin: „Ich muss ehrlich sagen, ich bin meinem Anwalt richtig dankbar, dass er das dann auch für mich angenommen hat. Die wollten mich alle im Knast sehen, der 1. Staatsanwalt, der 2. Staatsanwalt, alle wollten mich im Gefängnis sehen. Ich war sowieso die ganze Zeit schon unsicher, aber als er dann noch reinkam und diesen legendären Spruch gebracht hat – da lasse ich Merchandising von entwickeln, so ein T-Shirt, wo draufsteht: ‚Jetzt kannst du nur noch beten und hoffen!‘ Ich kenne das, dann versucht der Rechtsanwalt mit dem Richter vorher schonmal zu telefonieren, die machen irgendwelche Deals am Telefon aus und reden, fühlen vor, das war überhaupt nicht der Fall. Wir gehen einfach in die Verhandlung rein, volles Rohr.“ 

Nach der Verhandlung, doch kein Gefängnis
Menowin: „Also ich weiß nicht, ob sich das die Menschen da draußen, die noch nie mit der Justiz zu tun gehabt haben, überhaupt vorstellen können, wie es ist, dann doch nicht ins Gefängnis gehen zu müssen. Das kann man in Worten nicht beschreiben. Das geht nur mit Emotionen. Das war schon ein Befreiungsschlag, auf der anderen Seite: Der Fluch geht weiter. 

Der erste Rückfall
Menowin: „Ich glaube, dass das jedem klar war. Egal, was ich vorher geredet habe, und egal wie viel Interviews ich vorher gegeben habe, war es jedem klar, dass es passieren wird. Auch die Männer hinter den Kulissen. Es war nur eine Frage der Zeit, wann.“ 

Der Dealer
Menowin: „Also wenn ich das jetzt so sehe, das ist verrückt. Dass ich mit euch an so einen Ort gefahren bin und wir einen Typen treffen, den ich eigentlich nicht kenne und der mir Koks verkauft. Verrückt. Dass ich euch den vorgestellt habe, ist total verrückt. Dass ich mich in die Gefahr begeben habe, da hinzugehen, an diesen Ort, wo ich immer konsumiert habe. Das hat gar nichts mit ihm zu tun. Mir gings gar nicht um den Dealer. Mir ging es um den Ort. Der Dealer hat mich nicht nervös gemacht, der Ort hat mich nervös gemacht. Weil ich wusste: Hier hab‘ ich dies gemacht, das gemacht, das war dieser Kick. Deswegen wurde ich nervös, deswegen wollte ich da weg. Nicht weil der Dealer dastand. Das sind aber auch so Momente, ich war so froh, als ich nach Hause kam, meine Familie dann da hatte, Abendessen.“ 

Der zweite Rückfall, kurz vor dem Entzug
Menowin: „Katastrophe. Das war der erste Moment in meinem Leben, wo ich mich hilflos gefühlt habe. Hilflos. Ich war hilflos. Um da einen Schlussstrich zu ziehen, das war eine Szene, die kann man einfach so bewerten, dass man sagt, das war ein Mensch, der für sich in dem Moment begriffen hat: Jetzt ist es vorbei. Zu viele Chancen, zu viel Gelaber, du hast dich selber in die Pfanne gehauen, mein Freund.“ 

Start Entzug in der Übergangseinrichtung
Menowin: „140 Kilo Kampfgewicht! Der Anfang von etwas Gutem. Mit 250 Tonnen Dreck beladen auf den Schultern reinmarschieren. Seit dem 20.12.2020 war mir bewusst: Jetzt ist es soweit. Du bist jetzt soweit. Ich weiß nicht, woher das kam. Ich habe gebetet dafür. Ich habe gefleht und die Power war da. Vielleicht war es mir wichtig, zu beweisen, dass ich es ohne irgendeine Hilfe schaffe. Und das habe ich. Ich habe nur Gottes Hilfe gebraucht. Ich habe an Weihnachten nichts getrunken. Kein Schluck Alkohol. Nichts. Und dann habe ich gesagt: ‚Ok, ich kann das!‘ Und dann war es so. Ich war zuhause, es war alles toll, ich habe für die Stärke gebetet und Gott hat mir das gegeben, da gibt es gar nichts zu diskutieren. Die Kraft kam nicht von irgendwo her, ich war doch k.o., ich war doch fertig. Das hat doch jeder gesehen. Kein Mensch hat doch daran geglaubt, dass der Typ nochmal aufsteht und sich nochmal in die Klinik bewegt. Der hat seine Drehtage abgeschlossen, seine Kohle abkassiert und gut ist, der macht jetzt sein Ding. Fertig. Fakt ist, um den Menschen da draußen einen Tipp zu geben: Umgebt euch nicht mit Menschen, die selber konsumieren. Lasst die Finger davon. Sucht euch einen nicht-konsumierenden Freundeskreis. Dann klappt es auch mit der Zukunft.“